• Gebäude mit Erddächern
  • Blick ins Karwendeltal
  • Jenseits der 5.000

Traumpfad München - Venedig

Montag, 03. August 2015 - Samstag, 15. August 2015

Neben dem E 5 von Konstanz über Oberstdorf nach Bozen zählt die Strecke München - Venedig zu den beliebtesten Fernwanderrouten. In diesem Jahr stand für uns der 3.Teil vom Pordoijoch bis nach Revine auf dem Plan. Meine Begleiter waren Rosemarie und Stephan Spies, sowie Xaver Wittmann.

Nach der Autofahrt bis Waidbruck durften wir mit dem Linienbus eine Dolomitenrundfahrt um den Sellastock genießen. Am Pordoijoch angelangt, hatten wir über den Bindelweg noch eine dreistündige Wanderung bei bester Fernsicht zum Fedaiasee, wo wir im Hotel Dolomia eine hervorragende Unterkunft vorfanden. Das Wetter meinte es auch in den nächsten Tagen sehr gut mit uns.

Am Fedaiapass endete früher einmal die Grenzlinie zwischen dem Fürstbistum Brixen und der Republik Venedig. Heute endet hier die Provinz Südtirol-Trento und das Veneto beginnt. Ab hier wanderten wir also im Zeichen des Markuslöwen. Nach dem Abstieg von mehr als 1000 Metern kamen wir zur Malga Ciapela. Von einer Alm ist hier nicht mehr viel übrig. Neben mehreren großen Hotels führt ein riesiger Lift auf die Terazza Panoramica der Marmolada in fast 3200m Höhe. Durch die herrliche Sottogudaschlucht gelangten wir zu dem Ort gleichen Namens, in dem man noch einige schöne alte Bauernhäuser bewundern kann. Wir durchquerten das reizende Cordevoletal und kamen über eine Hängebrücke nach Alleghe, unserem nächsten Etappenziel.

Um am folgenden Tag zur Tissihütte zu kommen, hat man vier sehr unterschiedliche Möglichkeiten. Wir wählten den zwar längsten, aber landschaftlich schönsten Weg am Fuße der Civetta-Nordwand ohne Inanspruchnahme von Seilbahnen. Bei unserer Mittagspause auf dem Rif.Coldai konnten wir mittels Fernglas zwei Steinadlerpaare bewundern. Über den herrlich gelegenen Coldai-See erreichten wir nach einem 9 Stunden-Marsch die Tissihütte. Nach dem Abendessen konnten wir live die Bergnotrettung von drei jungen Kletterern mit dem Hubschrauber aus der Civetta-Nordwand miterleben.

Vom Gipfel des Col di Rean genossen wir am nächsten Morgen vor unserem Weitermarsch einen grandiosen Blick auf den Alleghesee. Wir konnten unseren Weg von gestern um die Marmolada verfolgen und bestaunten in der Ferne den Rosengarten, den Langkofel und Sellastock, den Peitlerkofel und die Puezgruppe im N, den Monte Pelmo und die Nuvolangruppe im O, sowie die Palagruppe und die Brenta im SW. Nicht nur in Deutschland stöhnten die Menschen im August unter der Jahrhunderthitze, auch für uns bildeten die langen Tagesetappen unter diesen extremen Bedingungen eine echte Herausforderung. Nachdem wir uns am Rif.Vazzoler gestärkt und unsere Wasserflaschen gefüllt hatten, mußten wir bis auf 1524m absteigen. Vorbei an den gewaltigen Moiazza-Wänden querten wir das obere Corpassa-Tal und erreichten schließlich die Sella del Camp(1933m). Jetzt waren wir endgültig auf der Südseite des Bergstocks angekommen. Heiß brannte sie Sonne auf unseren steinigen, von Latschen gesäumten Pfad. Der würzige Duft der Latschenkiefern, kombiniert mit den herrschenden Temperaturverhältnissen ließ unweigerlich die Assoziation an einen Saunagang aufkommen. Wehe dem Wanderer, der es versäumt hat, am Brunnen im Rif.Vazzoler seine Wasserflaschen randvoll zu füllen.

Rauf und runter, nach rechts und nach links führte uns der Weg schließlich zum Rücken des Col di Pass, wo hinter Latschen versteckt die Carestiato-Hütte(1834m) auf uns wartete. Wegen der extremen Temperaturen mußten wir uns hier eine längere Trinkpause gönnen. Nach ca. 45 Min. Abstieg erreichten wir schließlich gegen 18 Uhr das Rif. San Sebastiano am Passo Duran, wo wir sehr gut untergebracht waren und auch ausgezeichnet verpflegt wurden. Vorsicht ist bei manchen Zeitangaben in den Führern geboten! Ich möchte den kennen, der mit einem 10kg-Rucksack diese Strecke in 5 Stunden schafft!

Nach einem schweißtreibenden Aufstieg durch ein langes Waldstück betraten wir am nächsten Morgen den Nationalpark Belluneser Dolomiten. Es erwarteten uns hier  Einsamkeit und wilde Bergschönheit. Über Schotterhänge und Latschengestrüpp gelangten wir zur auf 1800m gelegenen Moschedin-Alm. Wie am Vortag war am Almbrunnen "Wasserfüllung" angesagt, denn der Weg bis zur nächsten Einkehrmöglichkeit war noch lang und beschwerlich. Nach der Forcella Moschesin(1940m), von wo man einen herrlichen Ausblick in das stille Zaldo-Tal hat, lohnte sich ein Abstecher von 10 Min. zu einer Trinkpause im Rif.Pramperet. Weiter steil bergauf gelangten wir auf das Hochplateau des I Pezedei. Auch hier hatten wir trotz nahender Gewitterwolken einen umwerfenden Blick auf den noch vor uns liegenden Aufstieg zu den beiden Forcellas de Zita(Süd u. Nord, 2400m). Am Wegrand konnten wir hier Alpenmohn, Edelweiß, Glockenblumen, Schweizermannschild, Arnika und Silberdisteln bestaunen. Während wir in der Ferne schon die Schiara-Gruppe erblickten, wurden wir auf Hinweistafeln vor dem extrem steilen Abstieg von 800m gewarnt.

Ein junges Murmeltier posierte Nähe vor seinem Bau in meine Kamera und bekam dafür von seinen Eltern einen riesigen Anpfiff. Im schön gelegenen Rif. Pian de Fontana(1632m) wurden uns in einer Nebenhütte unsere Lager unter dem Dach ohne Fenster und mit einer äußerst steilen Treppe zugewiesen. Bei uns in Deutschland wäre eine solche Unterkunft mit Sicherheit nicht mehr zugelassen.

Bereits vor Antritt unserer Tour hatten wir beschlossen, den Schiara-Klettersteig nicht zu gehen(Transport Kletterausrüstung, 3-4 Stunden Klettern mit einem 10kg-Rucksack). Im Nachhinein hat sich das als richtig erwiesen, denn bereits gegen 14 Uhr setzte am nächsten Tag ein sehr starkes Gewitter ein.

Wir hatten uns für den Talabstieg durch das herrliche Val des Vescova entschieden und erreichten um 12 40 Uhr den Bus, der uns in 30 Minuten nach Belluno brachte. Rosemarie und Stephan hatten ein flottes Tempo vorgelegt. Trotzdem konnten wir unterwegs noch einige der seltenen Alpenveilchen bewundern. Nach dem zweistündigen Gewitter hatten wir noch Zeit, am Nachmittag die schöne Altstadt und den Dom von Belluno zu besichtigen.

Wie das Brauneck der Hausberg der Münchner ist, so ist der Nevegal der Hausberg der Belluneser. Am nächsten Morgen hatten wir ein letztes Mal das Gefühl, dass wir eine Bergtour unternehmen, denn der Hang des Nevegal mit ihren Almwiesen erinnert an das Alpenvorland. Nach einem wegen der Hitze sehr anstrengenden Tag erreichten wir gegen Abend Revine, unser Endziel, worauf wir uns bereits vor der Tour geeinigt hatten. Wegen der großen Hitze und des Touristenrummels im August, beabsichtigen wir, die letzten vier Etappen von Revine nach Venedig im Oktober nachzuholen.

Abschließend möchte ich bemerken, dass ich es als ein Geschenk des Himmels betrachte und ich dafür sehr dankbar bin, dass ich in meinem Alter diesen wunderschönen, aber zum Teil auch sehr beschwerlichen Weg ohne irgendwelche gesundheitlichen Probleme(nicht einmal mit einem Muskelkater!) absolvieren konnte. Mein Dank gilt aber auch allen, die mich auf diesen drei Abschnitten von München bis Innsbruck, von Innsbruck bis zum Pordoijoch und schließlich von dort bis Venedig begleitet haben. Gerne bin ich bereit, Interessenten an meinen Erlebnissen in Wort und Bildern teilhaben zu lassen.                 Bericht und Bilder: Franz Hutter

Aufstieg im Val SetusAuf dem Gipfel des Piz Boe (3152 m) neben der FassadahütteSonnenuntergang BoehüttePisciaduhütte und PisciaduseeVom Cirjoch zum Grödnerjoch, Sella im HintergrundGeißlergruppe im VillnösstalLangental mit Wolkenstein und LangkofelVom Cirjoch zum Grödnerjoch, Sella im HintergrundPerlmuttfalterDeutscher EnzianKohlröschenGlockenblumen am FelshangEdelweißGoldpipanMarmolada mit BindelwegFedaiasee mit Marmolada und CivettaWeideröschen vor Monte PelmoBlick vom Col di Reau auf AllegheAuf dem Gipfel des Col di ReauForcella de Zita-ScharteCime di Sebastiano (2488 m) und Tanier Grande (2547 m)Junges MurmeltierBellunoBelluno am Piave mit SchiaraVor dem Abstieg nach RevineCivetta Nordwand und Monte Pelmo
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