• Blick ins Karwendeltal

Kletterausfahrt Ostbayern

Samstag, 23. Mai 2015 - Freitag, 29. Mai 2015

Nachdem unsere ursprünglichen Pläne ins Gesäuse zum Alpinklettern zu gehen durch den dortigen plötzlichen Wintereinbruch zunichte gemacht werden, entschließen wir uns kurzerhand nach Ostbayern zu fahren. Dort soll es recht viele Granitfelsen geben – so richtig scheint dieses Gebiet aber niemand zu kennen. Auch der entsprechende Kletterführer ist vergriffen, sodass lediglich Informationen aus dem Internet herhalten müssen.

Die für die Distanz recht zeitintensive Hinfahrt in den Bayerischen Wald mit unzähligen Umleitungen wird bereits in Viechtach an den Pfahlfelsen durch die für diese Gegend einzigartigen Quarzfelsen entlohnt. Trotz äußerst abenteuerlicher Absicherung stellt Quarz eine interessante Alternative zu Granit und Kalk dar. Dass selbst die kleinsten Gesteins- bzw. Mineralvorsprünge halten, bedarf anfangs allerdings einiges an Überwindung.

Die erste Nacht verbringen wir in Pirka am Höllensteinsee – als einzige auf einem Campingplatz. Aufgrund des Regens in der Nacht müssen diejenigen, die im Freien geschlafen haben, zu später Stunde zwangsläufig ins Auto flüchten. Die Motivation ein zweites Zelt aufzubauen war dann nach Mitternacht doch etwas zu gering...

Am nächsten Tag geht es zum Teufelstisch, einem Granitfelsen bei Mitterfels. Leider beginnt es gleich anfangs zu Regnen, sodass wir das Klettern schweren Herzens trotz der hervorragenden Touren abbrechen müssen. Von einem anderen Kletterer erhalten wir den Tipp, dass es in der Nähe eine stillgelegte Eisenbahnbrücke mit Klettergriffen an den Pfeilern gibt, zu der wir dann auch fahren und dort einige Touren bewältigen. Die Abgelegenheit der Brücke und deren Schutz gegen Regen nutzen wir dann sogleich auch als Schlafplatz unter freiem Himmel.

Auch am nächsten Morgen ist das Wetter noch schlecht. Erst gegen Mittag wird es besser. Als Ziel ist das große Klettergebiet Kaitersberg angepeilt. Nach einem längeren Zustieg landen wir bei der Rauchwandverschneidung, ebenfalls ein Granitfelsen. Trotz der Vielzahl an Kletterern im Kaitersberger Gebiet lassen sich hier aufgrund der immensen Fels- und Routenanzahl genügend Projekte finden. Abends geht es schließlich weiter ins nächste Klettergebiet bei Geigant, wo wir aber nur noch auf einer Anhöhe im Wald kochen und übernachten.

Am Torfelsen sind wir am folgenden Tag die einzigen Kletterer, obwohl es hervorragende Routen gibt. Auch die Absicherung ist hier deutlich besser als im übrigen Ostbayern. Das Wetter ist mittlerweile gut, dafür allerdings recht kalt. Bis zum Nachmittag haben wir einen Großteil der Routen am Torfelsen abgehakt; insgesamt war es ein recht erfolgreicher Tag für alle.

Da wir bereits am vorherigen Abend ein Stück in Richtung Steinwald gefahren sind, kommen wir bereits früh in Pfaben bei Erbendorf an. Wir entscheiden uns für den Ratsfelsen. Die Kälte schränkt die Klettermotivation anfangs etwas ein, zum Glück haben wir aber vorsorglich Schlafsäcke und Isomatten mit zum Felsen genommen... Da es noch weitere sehr große Felsen im Steinwald gibt, entschließen wir uns die Nacht auf dem Parkplatz in Pfaben zu verbringen.

Als nächstes stehen der Räuberfelsen und der Volgelfels auf dem Programm. Bislang dachten wir immer, dass bereits Konstein größere Hakenabstände in den Touren hätte – weit gefehlt. Im Schnitt liegen hier die Haken 4-5 m auseinander. Dies bedeutet aber bei weitem nicht immer, dass eine Absicherung mit mobilen Sicherungsgeräten möglich ist. Aus diesem Grund beschränken wir uns auf die untersten Schwierigkeitsgrade, die dennoch selbst für Kletterer im 8. Grad furchteinflößend sein können. Nach dem Klettern geht es nach einer etwas längeren Fahrt wieder zurück in den Süden ins Lauterachtal, wo wir auf einem abgelegenen Waldweg nächtigen.

Nach einigem Suchen finden wir am nächsten Morgen den Randsbacher Block, einem gut 20 m hohen Kalksteinfelsen – Kalk ist doch wieder eine begrüßenswerte Abwechslung zu den rauen, aber schlecht abgesicherten Granitfelsen der letzten Tage. Zudem gibt es hier wohl eine der mit Abstand besten Route im 3. Schwierigkeitsgrad UIAA sowie weitere hervorragende und in keinster Weise speckigen Routen in den mittleren Schwierigkeitsgraden. Nachmittags werden wir von einem plötzlich aufziehenden Gewitter überrascht, wonach ein Weiterklettern leider unmöglich ist. Deswegen entschließen wir uns spontan zurück nach Eichstätt zu fahren und eventuell am nächsten Tag noch in Konstein zum Klettern zu gehen, wo die Wetterprognose etwas besser ist als für das Lauterachtal.

Alles in allem bietet Ostbayern ein enormes Potenzial an Klettermöglichkeiten, zumal kaum Andrang an den Felsen herrscht und diese noch extrem rau sind. Lediglich die sehr großen Hakenabstände im Steinwald müssen bei der Felswahl, v.a. mit Jugendgruppen, berücksichtigt werden. Ende 2015 sollte auch der neue Kletterführer von Ostbayern bei Panico erscheinen, der das Finden der Felsen und Routen hoffentlich erleichtern wird.

Bericht: Leon Böhmer, Jan Rauschenberger

Fotos: Jan Rauschenberger

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