Hochtour Cevedale und Palon de la Mare
Samstag, 02. Juli 2022 - Dienstag, 05. Juli 2022
Am Samstag begann in aller Früh unser Abenteuer. Mit einem bis oben voll bepackten Skoda Citigo machten wir uns zu dritt auf den Weg. Mit dabei waren Thali, Christa und ich (Nina). In Forni angekommen hatten wir gut 3,5 Stunden Zustieg zur Rifugio Casati vor uns. Begleitet wurden wir auf dem Weg von einem atemberaubenden Panorama der Gipfel, welche wir in den nächsten Tagen bezwingen wollten.
Fast neben der Hütte konnten wir mit einem Spaziergang auf die Suldenspitze auch schon unseren ersten 3000er Gipfel erreichen.
Die Casati Hütte hielt für uns die ein oder andere Überraschung bereit, wie zum Beispiel, dass sämtliche Getränke – auch Weißbier – im biologisch abbaubaren Plastikbecher serviert wurden. Prost!
Am Sonntagmorgen war es dann soweit. Wir wollten die Überschreitung vom Cevedale und dem Palon de la Mare bis hin zur Rifugio Branca angehen.
Mit gefühlt der ganzen Hütte bahnten wir uns unseren Weg über den Gletscher. Nach knapp 2,5 Stunden hatten wir unser erstes Zwischenziel erreicht – den Monte Cevedale auf 3769 m.
Das letzte Stück dorthin gestaltete sich doch etwas schwerer als gedacht, da wir neben gut 40 Grad auch eine ordentliche Randkluft zu überwinden hatten.
Nun folgte der Abstieg auf der anderen Seite des Monte Cevedale in Richtung Palon de la Mare. Als wir bereits ca. 200 Höhenmeter abgestiegen waren, kam uns eine Gruppe entgegen, die ein gutes Stück weiter unten vor einer nicht überwindbaren Gletscherspalte warnten. Also was nun? Letztendlich entschieden wir uns dafür, gleich umzudrehen. Daher den ganzen Weg wieder zurück… Auch das steile Stück, bei welchem wir uns zuvor noch gefreut haben, dieses nicht absteigen zu müssen, ging es nun wieder hinunter. Immerhin hatten wir nun Zeit für einen kleinen Abstecher. Am Rand des Gletschers auf ca. 3300 Metern befanden sich alte Kanonenstellungen, welche aus der Zeit des 1. Weltkriegs stammten.
Als Alternative zur Überschreitung blieb uns nur, wieder über die Casati Hütte fast ins Tal abzusteigen und die Branca Hütte über den normalen Wanderweg zu erreichen. Der Weg zog sich länger als gedacht, der Rucksack wurde immer schwerer. Aber auch dieses Ziel erreichten wir.
Abends vor dem leckeren 4-Gänge-Menü informierte unser Hüttenwirt nicht nur uns, sondern auch die anderen Gruppen: „Wetter morgen scheiße“. Schon bald darauf bahnte sich ein Gewitter an und mitten in der Nacht ist wohl auch unweit der Hütte ein Blitz eingeschlagen. Wach wurden wir dadurch auf jeden Fall.
Den Montag nutzten wir bei durchwachsenem Wetter zum Auskundschaften unserer nächsten geplanten Tour, sowie zu Technik-Übungen. Auf dem Zustiegsweg zum Palon de la Mare versperrten uns nicht nur einmal Kühe den Weg, was die Frage aufbrachte: Werden Kühe eigentlich vom Blitz getroffen?
Außerdem lernten wir bei Regen auf der Hütte die anderen Gruppen etwas besser kennen. Einem Bergführer wurden die Wanderschuhe aus dem Schuhraum vertauscht, jetzt hatte er Schuhe zwei Nummern zu klein und Thali entdeckte in einer belgischen Gruppe seine belgischen Huber Buam, mit denen er sich später noch anfreundete.
Am Dienstag waren die Bedingungen wieder besser. Thali und ich brachen diesmal jedoch nur zu zweit auf. Die erste Herausforderung der Tour erwartete uns schon ein paar Meter nach der Hütte: Kuhslalom. Die Kühe, die sich uns gestern gerne in den Weg gestellt haben, lagen nun auf und neben dem Weg und schliefen noch. Vorsichtig suchten wir uns im Zickzack einen Weg, möglichst ohne die Kühe zu wecken. Geschafft! Weiter geht’s. Nach knapp eineinhalb Stunden erreichten wir den Gletscher. Dieser sah nur etwas anders aus, als erwartet. Es gab sehr viel Blankeis und der geplante Aufstieg über die linke Seite war daher nicht möglich. Ein paar Eisschrauben später hatten wir das steile Stück überwunden und vor uns lag das „Spaltenmonster“ - wie es ein Bergführer auf der Hütte beschrieb. Aber auch hierdurch fanden wir einen Weg. Es folgte eine letzte flache Passage über den Gletscherhang, sowie im Anschluss ein kurzes Stück über einen Grat. Diesmal konnten wir das traumhafte Panorama alleine auf dem Gipfel des Palon de la Mare 3703 m genießen. Auf dem Rückweg erschwerte uns lediglich die Sonne den Abstieg. Die flache Passage des Gletscherhangs war nun so aufgeweicht, dass wir fast bei jedem Schritt knöchel- bis knietief einsanken. Aber auch hier arbeiteten wir uns durch und erreichten nach ca. 7,5 Stunden wieder die Hütte, wo uns Christa direkt mit einem Radler empfang. Unsere erfolgreichen Gipfelbesteigungen der letzten Tage sollten an diesem Abend gefeiert werden.
Am Mittwoch lagen nur noch der Abstieg und die Heimfahrt vor uns. So schnell waren fünf traumhafte und lehrreiche Tage vorbei. Diese werden uns jedoch noch lange in Erinnerung bleiben.
Nina Mittl