Der Laufsteg ist das Ziel
Freitag, 30. Dezember 2016
Am 30. Dezember 2016 hatten sich drei für eine Bergtour Motivierte gefunden, allesamt Jugendleiter. Abfahrt war um 5.45 Uhr an der Kletterhalle. Aufgrund der Ferien bekamen einige von uns nur vier Stunden Schlaf ab. Dieser wurde von den Mitfahrern jedoch abwechselnd nachgeholt. Diesem frühen Start war es auch zuzuschreiben, dass wir relativ schnell zum Ausgangspunkt unserer Tour gelangten. Es war eigentlich eine ganz nette Tour geplant. Wir wollten zwei Gipfel besteigen. Zuerst den Heimgarten und anschließend über den Grat zum Herzogstand. Kurz vor Ankunft konnten wir am Kesselberg noch bewundern, wie die Sicherheit der Straßen durch die Einschränkung der Motorradfahrer gewährleistet wird. Durch die angebrachten Straßenrillen wurde jetzt auch der letzte Schlafende wach.
Am Parkplatz angekommen, packten wir unsere Sachen – die einen beiden nur mit Funktions-T-Shirt und Softshell-Jacke, der andere mit Winterjacke und mehreren Kleidungsschichten darunter. Es hatte schließlich -3 °C. Die Führung übernahm zuerst der Jüngste im Bunde, welcher gleich munter an allen Wegweisern vorbeilief. So fanden wir uns schließlich in einem teilweise gefrorenen Flussbett wieder. Die Tour neu zu erleben hielten wir zuerst für eine ziemlich coole Idee und folgten nun einem Trampelpfad, der parallel zum Fluss verlief. Zuerst machten wir auch einige Höhenmeter gut, die wir aber sogleich wieder verloren und uns abermals im Fluss wiederfanden. Dieses Mal folgten wir dem Fluss, was aufgrund der Temperaturen teilweise eine recht rutschige Partie war. Als der Fluss jedoch nicht mehr in die grobe Richtung unseres Ziels führte, hieß es entweder umkehren oder sich eine steile Schlucht nach oben zu kämpfen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt noch frisch und fit, weshalb wir uns für Letzteres entschieden. Diese Entscheidung bereuten wir nach den ersten hundert Höhenmetern schon ein wenig, ein Zurück gab es jedoch nicht. Schon bald brannten unsere Waden und Oberschenkel, da es echt verdammt steil war. Die Devise hieß nun „der Weg ist das Ziel“, denn wir hofften auf eben jenen zu stoßen, was uns schließlich auch gelang.
Endlich wieder auf einem befestigtem Weg, machten wir erstmal ausgiebig Brotzeit. Ich musste zum wiederholten Male lernen, dass man keine Bananen auf eine Tour mitnehmen soll – außer man mag sie matschig. Während dem Essen unterhielten uns einige Wanderer, die auf dem vereisten Schnee ausrutschten. Bald darauf erreichten wir den ersten Gipfel. Danach stießen wir auf immer mehr Wanderer. Bei diesen Begegnungen fühlten wir uns ein wenig underdressed, da einige den Weg eher als Catwalk wahrnahmen und entsprechend geschminkt waren. Auch bei ihrer Ausrüstung legten viele mehr Wert auf Aussehen als auf Funktionalität. Dies lag wahrscheinlich daran, dass der zweite Gipfel per Bergbahn erreichbar war. Am zweiten Gipfel konnten sogar die neuesten Sneakers bewundert werden, obwohl passendes Schuhwerk nicht verkehrt gewesen wäre. Der Untergrund war teilweise doch recht eisig. Dieser Umstand veranlasste uns auch dazu unsere Grödel anzuschnallen. Während des Abstiegs fühlten wir uns wie Transformers und überholten alle Sonntagsbergsteiger. Verdutzender Weise trafen wir immer wieder auf Leute, die noch zum Gipfeln wollten, obwohl es schon später Nachmittag war. Aber wenigstens waren sie alle perfekt gestylt.
So gelangten wir auch sehr bald wieder zurück zum Parkplatz. Auf der Rückfahrt lieferten sich die beiden Mitfahrer wieder ein Wettrennen, wer am meisten Schlaf abbekommt. Dieser ging eindeutig an mich. Alles in allem war es eine echt erlebnisreiche Tour, welche zwar im Verlauf ungewollt, aber trotzdem irgendwie cool war. Auf den Muskelkater tags darauf hätten wir drei jedoch durchaus verzichten können.
Bericht: Leo Neumann
Fotos: Simon Bihler