Auf den Spuren der Geschichte
Alpenverein gedenkt 100. Jahrestag des Ausschlusses der Sektion Donauland
2024 jährt sich der antisemitische Ausschluss der vorwiegend jüdischen Sektion Donauland zum 100. Mal. Um an dieses unrühmliche Kapitel der Geschichte zu erinnern und gleichzeitig eine Mahnung auszusprechen, haben das Alpine Museum gemeinsam mit der DAV Sektion Eichstätt-Neuburg Replikas der Original-Wegeschilder zur Glorer-Hütte am 29.06.2024 aufgestellt. Diese sind bis Ende Oktober rund um die Glorer-Hütte zu sehen. Neben den Repliken finden sich auch erklärende Tafeln, die die historische Bedeutung der Schilder und die Geschichte der Sektion Donauland erläutern.
Die Sektion Donauland wurde im Dezember 1924 vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DuOeAV) ausgeschlossen. Dieser Ausschluss war ein klarer Ausdruck des Antisemitismus, der in der Gesellschaft und auch im Alpenverein immer stärker um sich griff. Die Sektion Donauland war 1921 als Zufluchtsstätte für Bergbegeisterte gegründet worden, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer liberalen Einstellung aus anderen Sektionen ausgeschlossen worden waren. Der Ausschluss von Donauland aus dem DuOeAV war nicht nur eine Maßnahme gegen diese spezifische Gruppe, sondern ein symbolischer Akt der Ausgrenzung und Verfolgung, der weitreichende Folgen hatte.
Die Wiener Sektion Donauland war in Besitz von drei Hochgebirgshütten, dem Friesenberghaus im Zillertal, dem Haus des Alpenvereins in Hohentauern und der Glorer-Hütte am Großglockner. Nachdem die Nazis die Macht ergriffen hatten, wurde die Sektion Donauland kurzerhand enteignet und die Glorer-Hütte wurde der Sektion Teplitz (im heutigen Tschechien) zugesprochen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Hütten wieder an den Alpenverein Donauland zurückgegeben. Jedoch beschloss die Sektion Donauland aufgrund fehlender Mitglieder, sich aufzulösen und bot dem deutschen Alpenverein die Glorer-Hütte zum Kauf an.
Und so konnte die Sektion Eichstätt im Jahre 1967 auch aufgrund der guten Beziehungen der beiden Vorsitzenden die Glorer-Hütte erwerben. Der Kaufpreis betrug 40.000,00 DM, und dieser Betrag wurde vom Alpenverein Donauland beim Bau der Materialseilbahn zur Glorer-Hütte wieder gespendet. Vor der Hütte erinnert ein Gedenkstein an die dunkelste Zeit der Geschichte des Alpenvereins. Auf dem Bild sind die beiden damaligen Vorsitzenden, Herr Dr. Karl Bicherle von der Sektion Eichstätt und der Vorsitzende des Alpenvereins Donauland, Karl Hanns Richter abgebildet (Foto: Gretl Schaffitzel, September 1969).
1971, als die Materialseilbahn zur Glorer-Hütte fertiggestellt wurde, hat man Karl Hanns Richter und Leonina Göttler vom Alpenverein Donauland für ihre Verdienste bei der Übergabe der Glorer-Hütte und besonders bei dem Bau der Materialseilbahn zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Die Installation der Replika-Wegeschilder rund um die Glorer Hütte soll nicht nur an die damaligen Ereignisse erinnern, sondern auch die Bedeutung der Erinnerungskultur hervorheben. An der feierlichen Anbringung der Schilder am Wanderweg zur Glorer Hütte nahmen unter anderem der 1. Vorsitzende Ralf Eiba, der Historiker des Alpinen Museums Max Wagner, Vertreter der Sektion Eichstätt-Neuburg sowie Vertreter des JDAV teil. Ein Bild zeigt die Teilnehmer bei der Montage der Schilder.
Das Schicksal der Sektion Donauland ist auch ein Teil der Geschichte der Sektion Eichstätt-Neuburg geworden. Durch den Erwerb der Glorer Hütte wurde die Geschichte der Verfolgung und des Ausschlusses von jüdischen Mitgliedern in den Alpenvereinen auch in das Erbe der Sektion Eichstätt-Neuburg integriert. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und in der Bewahrung des Andenkens an die Opfer des Antisemitismus und ein Zeichen gegen Intoleranz und Hass.
Der Slogan des DAV: Gegen Intoleranz, Hass, Antisemitismus und Rassismus. Für Akzeptanz, Offenheit und Vielfalt. Heute, morgen, hier und überall. Die Broschüre „Ausgeschlossen” ist auf der Website der Sektion Eichstätt-Neuburg zum Download zu finden.
Die Aufstellung der Schilder bei der Glorer-Hütte ist bis Ende Oktober zu sehen und bietet Wanderern und Bergsteigern die Möglichkeit, sich mit diesem wichtigen Teil der Geschichte auseinanderzusetzen und sich der Verantwortung bewusst zu werden, die Erinnerung an die Opfer des Antisemitismus wachzuhalten.
Text: DAV, Fotos: DAV